Slow Food

Carlo Petrini aus Bra konnte nicht mitansehen, wie in seiner Umwelt ein Fast-Food-Restaurant nach dem anderen entstanden ist. Essen wurde immer mehr zur hastigen Nahrungsaufnahme, das Genießen und das Hinterfragen der Produkte wurden immer mehr verdrängt und dies im Land der kulinarischen Genüsse – Piemont. Also gründete er 1989 als Gegenbewegung „Slow Food“ mit der Weinbergschnecke als Symbols der Langsamkeit und es Genusses. Das Motto von Slow-Food: genussvolles, regionales und bewusstes Essen.
Schnell hatte er, vor allem aus den kleinen Selbstvermarktern und Bauern zahlreiche Anhänger gefunden. Die Bewegung war bald über Italiens Grenzen hinaus bekannt und ist nun weltweit eine der wichtigsten nachhaltigen kulinarischen Bewegungen. Mehr als 80.000 Mitglieder in rund 150 Staaten umfasst Slow-Food bereits, in Deutschland gibt es rund 13.500.

Seit 2006 findet alle zwei Jahre in Turin eine große internationale Slow-Food-Messe statt: „Salon des Gusto – Terra Madre“. Heuer kamen über 800 Aussteller aus 143 Staaten, von Südkorea bis Haiti, von Brasilien und Nigeria, das Gastgeberland Italien bildete mir rund 500 Aussteller den Schwerpunkt. Deutschland und Österreich waren auch mit kleinen Abordnungen vertreten. Bewusstes Essen wird immer mehr nachgefragt in Zeiten der Hektik, des Stress und der Schnelllebigkeit. Mehr als 30.000 Besucher strömten täglich durch die Hallen, verkosten, staunen, riechen und genießen. Die Auswahl ist riesig, umfasst vor allem Lebensmittel und Getränke, aber auch nachhaltige Stoff- und Ton- und Wachsproduktionen werden vorgestellt.

Der Rundgang ist ein Erlebnis, da werden mehr als 10 verschieden gereifte Schinken verkostet, dort gibt es Käse aus Frankreich, der 3 bis 6 Jahre in Blätter gewickelt im Erdreich gereift ist, oder ein herrlich weicher, zarter, frischer Buffalo mit Trüffeln, der einem schon von Weitem in die Nase steigt. Ein italienischer Landwirt zeigt seine mehr als 100 verschiedenen Peperonisorten, zum Teil selbst gezüchtet. Nigeria präsentiert verschiedene selbst gekreuzte Getreide- und Hirsesorten. Am Stand von Korea kann man original Kimtschi und den Reiswein Makgeolli verkosten und die Ungarn servieren eine Gundelpalatschinke (Gundel palacsinta) und andere süße Verführungen gibt es natürlich auch.

Aus Österreich ragen der Schinkenspezialist Thun mit seinem ganz hervorragenden Beinschinken und der Kärntner Frischkäsespzialist Christoph Höfer mit seinen Frischkäse-Varianten hervor.
Aus Deutschland fällt das „Heimatbrot“ aus Oberfranken auf. Ein dunkles Brot aus Weizen/Roggenmischung leicht mit Rauchbier versetzt und mit einer herrlich knusprigen Kartoffelkruste überzogen.
Wer am Stand von Slowenien vorbei kommt, bleibt vorerst einmal erschrocken stehen: Bärenwurst. Doch in den slowenischen Wäldern laufen noch so viele Bären herum, dass jährlich rund 200 zum Abschuss freigegeben werden.
Ich könnte noch viele außergewöhnliche kulinarische Genüsse aufzählen, es würde allerdings doch nur bei Schilderungen bleiben, um das wirklich zu erfassen muss man kosten, riechen und schmecken.
Die nächste Gelegenheit bietet sich in Deutschland, vom 25. bis 28. April findet in Stuttgart die „Slow Food Messe des guten Geschmacks statt“.
Hingehen, riechen, schmecken, kosten für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion und vor allem für ihren Genuss!