Italien

Vier kleine, feine Restaurants in VENEDIG – die einen genussvollen und preiswerten Besuch versprechen!
Rund 1.500 Restaurants, Pizzerias, Trattorias, Osterias, Enotecas und wie sie alle bezeichnet werden möchten, scheinen bei Tripadvisor auf. Von den klassischen Touristenfallen, meist in der Nähe der „Hauptwege“ zwischen Bahnhof, Rialto und Markusplatz, bei denen die Preise groß und die Portionen klein sind, mit oft auch durchaus guter Qualität, bis zu den versteckten „Beisln“, etwas abseits, findet man alles.
Venedig muss man vor 10 Uhr und nach 19.00 Uhr durchstreifen, in den Vierteln ums Arsenale oder Ghetto Nuovo oderDorsoduro, dort findet man noch herrliche Restaurants, da kocht oft noch die Mama. Meist bin ich 3 bis 5 Nächte in der morbiden, wunderschönen Lagunenstadt, tagsüber schau ich bei der Kunst vorbei (Kunst- und Architekturbiennale) von den Ausstellungshallen in die herrlichen Palazzi, die sonst nicht zu besichtigen sind und am Abend suche ich eine kleine Osteria.
Hier also VIER Tipps von mir:
Da beginne ich nun gleich mit einem „Klassiker“, ziemlich versteckt, aber schon lange kein Geheimtipp mehr.
Vor rund 20 Jahren hat Wolfram Siebeck schon über das AL Bacco (Cannaregio 3054, Nähe Ghetto Nouvo)  und die „rührende Primitivität der schlichten Holztische und -wände“ geschrieben. Die Schlichtheit ist geblieben, die Küche ist immer besser geworden. Der Schwerpunkt der Küche ist Fisch – in allen Varianten, gegrillt, gedünstet, Baccala, gebacken. Die Weinauswahl immer gut und die Preise für Venedig niedrig. Das Lokal ist sehr klein, obwohl in diesem Jahr die Tische auf die Fondamenta de la Capuzine ausgeweitet wurden. Unbedingt reservieren, aber dies gilt für alle meine Tipps.
„Al Portega“ (Castello San Lio 6015) – etwas abseits zwischen Rialto und San Marco. Wer hier nicht reserviert hat muss mit einem Steh-Prosecco auf der engen Gasse warten, aber es lohnt sich. Der Tintenfisch im eigenen, schwarzen Safterl (Seppie nero) zart, weich und mit weißen Polenta serviert ist ein Gaumentraum, Orate oder Goldbrasse kommt knusprig braun und innen leicht glasig, mit frittiertem Gemüse. Herrlich schon der Beginn – mit einer schönen großen Auswahl von Cicchetti die Freude machen.
„Antica Mola“(Al Timon) (Via Cannaregion 2800, Fondamenta degli Ormesini) ganz in der Nähe des Al Bacco. Bis vor kurzem von zwei griesgrämigen, alten Herren bedient und so hervorragend bekocht, dass man den Griesgram im Service leicht ertragen konnte, hat jetzt neue Betreiber, welche das Niveau der Küche noch einmal gehoben haben. Es sind zwei Lokale gleich nebeneinander unter dem Namen TIMONBrogozzo und das TIMON all‘Antica Mola. Der Service freundlich, nett und hilfsbereit. Schon am Eingang warten zahlreiche Cicchetti (das sind kleine Häppchen würden meine Piefke-Freunde und Innen sagen, Tapas die SpanierInnen) mit Krabben, Sardinen, Gemüse, Prosciutto, Baccala, Oliven- und Tomatenpaste.
Trattoria Da Jonny
(Campiello de le Gate3210) Ziemlich versteckt hinterm Arsenale, dort wo nur noch verirrte Touristen zu finden sind und die Künstlerinnen der nahen Biennale. Ganz großartige Küche mit Fisch (Goldbrasse, Steinbutt, Thunfisch oder Adlerfisch, der kommt auf feinem Blattspinat mit roter Zwiebelmarmelade!), Leber und zarten, weichen Meeresgetier wie Polypen und Tintenfisch, mit dottergelben festen Polenta oder zart cremigen weißen Polenta serviert, die Portionen von venezianischer „Übergröße“ und die Preise sehr anständig. Schöne Weinauswahl und der weiße Hauswein „Pinot Grigio“ aus Friaul bemerkenswert. Trattoria „da Jonny“ in diesem Jahr mein Lieblingswirt in Venedig!
Also dann, hingehen (NICHT vergessen- RESERVIEREN!), genießen und „woifühln“ – So schauma aus!

 

 

Da Gaspar – Tarcento/Zomeais/Friaul
Fast ein Pflichthalt für alle „Kulinariker“ ist in Tarcento,Zomeais die Trattoria „Da Gaspar“. Von der Autobahn Richtung Undine bei Gemona,Osoppo abfahren und dann Richtung Tarcento, der rund 20 Minuten-Umweg zahltsich aus. An Wochenende ist die Küche ganztägig geöffnet, aber bitte unbedingtvorher anrufen! Auch hier die herrlichen Cjarsons (Teigtascherl), Gnocchi mitSpinat und Ricotta, eine köstliche Melanzanepastete, ganz zart gekochte Kuttelnmit Kräutern (Trippa), ein ganz herrliches Kaninchen im Kräutersaft (Coniglio),mehr als 10 verschiedene Olivensorten zum „Nachbessern“ von regionalenProduzenten.

Und wer den süßen Abschluss liebt: Torta di mele, Mousse di
fragole und die feinen Kekse, die in eine dunkle Schokosauce getunkt werden:
Bavarese allo zabaione. Mein Gott, ist das gut!

http://www.trattoriadagaspar.com

“Al Cavalluccio”


Sonnenuntergang vom Gastgarten aus (am Glas ein Seepferdchen)

Duino (Provinz Triest)
Im Schloss von Duion hat Rilke seine „Duiner Elegien“ geschrieben und ein sehr schöner Wanderweg über der Steilküste nach Sistiana (ca 1 Stunde) ist nach ihm benannt.
Direkt am kleinen Hafen von Duino, dort wo Verkehrsschilder die Autofahrer davor warnen, dass sie ins Wasser „parken“, mit einem wunderschönen schattigen Garten, liegt das „Al Cavalluccio“ (Seepferdchen). Man blickt hinaus aufs Meer zu den unzähligen Holzkisten in denen Miesmuscheln gezüchtet werden. Die Küche ist hervorragend, ein Genuss, kernig, bissfest mit herrlichen Aromen, die Pasten in verschiedenen Variationen. Ein Muss die Seespinnen und die Fischsuppe. Zwar ist das Lokal längst kein Geheimtipp mehr, seit Erwin Steinhauer und der leider schon verstorbene Günther Schatzdorfer (er lebte meist in Duino) in ihrem Buch über den Karst „Einfach. Gut“ dieses Lokal empfohlen haben, aber das Essen ist sehr gut geblieben und die Lage am Hafen einfach umwerfend. Vielleicht gelingt es auch noch Carlo, einem Kellner, dazu zu überreden, dass er aus seiner Zeit als Butler im Schloss erzählt. Meist tut er dies gerne und verweist dann gleich auch auf sein Buch, das er darüber geschrieben hat.

Porto di Savona (Torino)
direkt am „Eingang“ zum Piazza Vittorio Veneto liegt diese schöne alte Trattoria – hier wird gute Piemonter Küche geboten: ganz hervorragend die Trippa (Kutteln), das Vitello tonnato zart und weich mit einer köstlichen Crema und der Höhepunkt ist „Finanziera“: mit Zwiebel geröstete gemischte Innereien (Bries, Leber, Nieren) und sonstige bei uns nicht zu bekommende Besonderheiten wie Hühnerhoden oder Hahnenkamm – für Mutige einfach probieren, einfach super!

I Valenza (Tornio)
Dahin pilgern alle, die den Slow Food Osteria _Führer kennen. Ein Lokal in einer Gegend, die nicht sehr einladend wirkt. Der Wirt ein Original, wie es bei uns nicht mehr sein darf – er hustet und schneuzt durchs Lokal, das die Bakterien sprühen und drückt als Demonstration des hervorragendes Duftes die Brotschnitte fest an seine Nase. Toilette gibt es eine für Männlein und Weiblein und die nicht aufgegessenen Panini werden in die Brotkörbe auf andere Tische umgeschlichtet. Das Essen ist deftig und gut, hervorragend die ausgelösten Schweinshaxen und das Bollito misto (verschiedene Rindfleischstücke und Würste). Den Kaffee des Hauses sollte man unbedingt probieren – stark, kräftig und sehr Alk-trächtig. Wer Glück hat bekommt vom Wirt und einigen schon betagten Schankgästen auch noch ein Musikständchen. Schaurig-schön!

La Torre (Cherasco)
Ein Spitzenlokal, der Wirt zählt die Speise auf und auch wenn man nicht Italienisch kann, ist dies schon der erste Genuss, mit welcher Leidenschaft der Patron die Speisen zelebriert. Die Lumache (Schnecken, eine Cherasca’er Spezialität) sind zart und würzig, die Pasten (alle selbst gemacht!) hervorragend und die Lingua in giardino (Züngerl mit Gemüse) ein Gedicht. Ein Pflichttermin für alle Piemont-Reisende!

La Cantinella (Barolo)
Etwas unter dem Zentrum, aber direkt bei den großen Parkplätzen liegt dieses Lokal. Die feine Carne cruda (rohes gehaktes Fleisch)mit einem sagenhaften Olivenöl angemacht, zergeht fast am Gaumen, das Risotto Barolo hervorragend und dasFaraona (Perlhuhn) mit Polenta zum Verlieben! Die lokalen Weine zu ehrlichen Preisen, eine Trattoria für jede Tageszeit – am besten ab 19 Uhr und bis zur Sperrstund futtern und trinken!

Boccondivino (Bra)
Das Haus gilt als Geburtsort der Slow food-Bewegung – gleich daneben das internationale Büro und der Laden von Slow Food. Die exzellenten Tajarin (Eiernudeln) gibt es mit Butter und Salbei, mit Ragu von Salsiccia (Wurst) oder auch mit Kaninchenleber, die Gnocchi al raschera (ein ganz milder weicher Käse) sehr gut, nur das Kaninchen lag etwas zu lange im Rohr. Ganz erstaunlich die Weinkarte und die Vielzahl der im Glas angebotenen Weinklassiker aus dem Piiemont! Ein Pflichttermin für alle Slow-FoodIer!

Trattoria Ai 2 Leoni (Muggia bei Triest)
an der Slowenischen Grenze, ein lieber kleiner Hafenort. Die Trattoria Ai 2 Leoni liegt direkt am Hafen, klein und unscheinbar. Der Patron schupft den Service und in der Küche steht die Mama. Meeresgetier frisch von den Fischern, die auch bei ihm im winzigen Lokal sitzen: Scampi, Muscheln Vongole und Cozze, Goldbrasse und manchmal auch ein Seeteufel. Köstlich der marinierte Tintenfisch – gute Weine aus der Region zu allemal anständigen Preisen!