Kleine Genusstipps – Apulien – Basilikata

Herbst 2019:
Apulien am Stiefelabsatz, ganz unten, da ist es am Schönsten.  
Nun werde ich eher unscheinbare Orte im Süden mit ausgezeichneten kleinen Gaststätten und vielleicht noch unbekannten Ausflugszielen beschreiben. Trattorien fern der Sternekulinarik und Unterkünfte die nicht ein HarzIV-Monatseinkommen verschlingen und trotzdem von besonderer Qualität und Herzlichkeit.
Meine Route war von Bari aus Richtung Otranto, Maria de Leuca, in die Bucht von Taranto hinauf bis Metaponto und über Matera wieder zurück. Hier nun einige Highlights aus meiner Sicht.

Traurig stimmt der erste Teil der Fahrt in Richtung Lecce, vorbei an endlosen Olivenhainen, die abgestorben, kahlgeschlagen und teilweise verbrannt sind. Seit rund 6 Jahren wütet Xylella, eine „Killerbakterie“, die das Austrocknen der Bäume verursacht, es gibt noch kaum Mittel dagegen. Aber das Positive ist, dass man bereits in einige Gegend eine Erholung sehen kann.  Die alten Bäume leisten Widerstand!

Die erste Station war in der Masseria Antares in Melendungo (https://www.antaresagriturismo.it/). Rund 4 Kilometer vom sehr schönen (Felsen und Sand) Strand von San Foca entfernt, mitten zwischen noch intakten Olivenbäumen mit einem wunderbaren Pool, biologischer Landwirtschaft und einer wunderbaren Küche. Selbstgemachte Paste, eigenes Olivenöl und viel eingelegtes Gemüse. Nur wenige Kilometer weg in Roca Vecchia gibt es das kleine Restaurant Poesia  auf einem kleinen Platz gelegen, der unmittelbar am Meer liegt. Wunderbare Fischgerichte, rohe Garnelen, Muscheln,  ganz großartig die Crostini con Cozze,  kreativ und mit viel Liebe angerichtet und noch sehr anständige Preise.
Etwas weiter südlich in Richtung Otranto im kleinen Städtchen Torre del Orso gibt es seit kurzem Mercato de Pesce, fangfrische Fische, wunderbar marinierte Muscheln, Thunfischtatare und butterweiche Tintenfische.
Natürlich haben wir auch Polignano, Monopoli und Otranto die wunderbaren alten Städte mit ihren Felsenküsten und verwinkelten kleinen mittelalterlichen Gassen besucht, aber für dort finden Sie sicher schon hunderte Beschreibungen.
Nach einem empfehlenswerten Ausflug über die Küstenstraße zum letzten Zipfel des Absatzes – Santa Maria di Leuca mit sehr schönen Buchten zum Baden und relaxen, sind wir durch das Landesinnere in die Bucht von Taranto gewechselt.
Zwei kleine Städtchen mit ihr sehr schönen Kirchen, die aber so abseits liegen, dass kaum jemand hinkommt, möchte ich noch empfehlen: Galatina mit der sehr schönen Basilica Santa Catarina d’Alessandria, wunderbare, farbenfrohe Fresken aus dem 14. Jhdt zieren den Innenraum. Auf jeden Fall einen Abstecher wert, wenn man sich im südlichen Apulien aufhält.
Genauso empfehlenswert ist Galatone. Neben den mittelalterlichen Stadtmauern und einige sehr schöne Barockfassaden von Palazzi und Kirchen.
Wir sind dann weiter – Basilicata – an Tarent vorbei nach Metaponto. Italienische Familien schwärmen von diesem Sandstrand, der jedes Wochenende an Lignano oder Jesolo erinnert. Ein wenig im Hinterland liegt auf einem Hügel mit viel Wein, Olivenhainen, Pfirsich- und Zitronenplantagen die wunderbare Masseria Cardillo – ein riesiges Pool inmitten von Olivenbäumen, eine herrliche Aussicht weit ins Land hinein, hervorragendes Essen und schöne, große Zimmer.  Eigene Olivenproduktion, eigene Marmeladen von Pfirsich und Zitronen und natürlich auch eigenen Wein. Doch über das Weingut noch später.

Ganz in der Nähe in Bernalda, Corso Umberto 93, gibt es das kleine Restaurant „I Pitagorici“ , benannt nach Pythagoras, der hier in der Nähe viele Jahre gelebt hat. Hier habe ich meine bisher beste Fischsuppe gegessen, eigentlich war es ja keine klassische Fischsuppe, sondern eine „Pignata di Pesce“, der Fisch und sämtliches Meeregetier, das noch hineinkommt, wird ganz langsam in einem Tontopf geschmort, fallweise mit Wein und wasser aufgegossen und köchelt so einige Stunden dahin. Die Fischzutaten werden, je nach Gardauer, nacheinander dazu gegeben. Zum Schluss wird der Topf mit einem Pizzateig abgedeckt und kommt in einen Backofen bis das Pizzabrot schön knusprig gebacken ist. Am Tisch wird der Teig dann aufgeschnitten, die herrliche Suppe mit den Pizzastücken dazu gegessen. Ein wirklich traumhaftes kulinarisches Erlebnis!
Von hier ging es nach Matera, eine wunderbare, faszinierende Stadt mit ihren Sassi. Hier möchte ich nur 1 Restaurant empfehlen, das  wirklich auf ganz hohem Niveau kocht, inmitten der Altstadt ist mit schönen Blick auf Felsenkirchen und die alten Höhlenwohnungen: Baccanti“, Via Sant Angelo 58. Wunderbar die Kaninchen-Terrine, die Ravioli mit Schafkäse und Ruccola und der ganz hervorragende Baccala. (http://www.baccantiristorante.it/it/home/)
Am Rückweg noch nach Palo del Colle, eine kleine eher unscheinbare Stadt, mit verwinkelten Gassen und vor allem mit einer ganz großartigen Pastificio „Artigianale“, die wunderbare Paste nach alter Tradition noch händisch produzieren, Orecchiette und Cavatelli zum Beispiel. Die liefern übrigens auch nach Deutschland oder Österreich (www.80grammi.com) .
Ja, so war das, eine wunderschöne Reise – und wenn Sie einmal da unten sein sollten, vielleicht probieren Sie einige Tipps von mir.

Weingut Cardillo – Azienda Agricola Masseria Cardillo

In der Basilicata, rund 50 Fahrminuten von der wunderbaren Stadt Matera entfernt, liegt in einer leicht hügeligen Landschaft, in der Nähe von Bernalda,  das herrliche Weingut mit traumhafter Residenz, sehr gutem Essen und riesigem Pool die  Masseria Cardillo. Umgeben von Olivenbäumen, Weingärten, Zitronen und Mandelbäumen, Pfirsichplantage und auch nur 8 km vom Sandstrand in Metaponto entfernt.
Das Weingut wird von Giovanni Graziadei geführt, die Graziadei haben eine lange Tradition, im 19. Jahrhundert wurde von ihnen ein Scheunentrakt in diesen Gutshof umgebaut , der nun als vornehmes, aber sehr familiäres Hotel geführt wird.
Insgesamt werden rund 250 ha bewirtschaftet, davon 25 ha mit Wein.
Der „Vorzeigewein“ ist der BARUCH aus Primitivo-Trauben – handverlesen, 12 Monate im Eichenfass gereift, mit tiefroter Farbe, leichten Zimt und Kirschnoten, wirklich fein und trotz der vermeintlichen Alkoholschwere (15%) ein sehr frischer, leichtfüßiger. 
Der Cuvee „MALANDRINA“ (Primitivo, Cabernet, Merlot) schimmert ebenso dunkelrot aus dem Glas, und war auch nach 10 Tage auf der Maische noch ein Jahre im Eichenfass. Zwei Weine die international auch schon viele Auszeichnungen erhalten haben.
Mein Liebling war der „BACCHE ROSA“, auch aus Primitivo-Trauben, sehr fruchtig und frisch nach Kirschen und Himbeeren am Gaumen und ein herrliches Getränke für fast jede Speise.
Schade, dass man diese Wein in Österreich (noch?) nicht bekommen kann – wären auf jeden Fall eine Bereicherung.