Baskenland und Rioja

Dieser Teil Nordspaniens ist ein kulinarischer Hochgenuss: mehr als 20 Michelin-Sterne-restaurants (allein in San Sebastina elf!) verstreuen sich hier zwischen San Sebastian, Bilbao, Santo Domingo de la Calzada und Logrono. Dazu kommen noch dutzende Michelin-Empfehlungen, die auch alle einen Besuch wert sind. Von den Preisen hier kann man bei uns nur träumen, das gilt für die hervorragende Küche genauso wie für die Weine. Und vom Wein muss man in der Gegend des autochthonen Txakoli und des Rioja ohnehin nur schwärmen.
Nicht nur dass der „Jakobsweg“ diese Gegenden kreuzt, in den letzten Jahren ist dieses Gebiet auch zum architektonischen Pilgerziel geworden. Hier haben der Reichtum des Weinbaus und die Förderungen durch die EU bauliche Juwele geschaffen, die man in dieser Dichte kaum wo findet. Unabhängig vom gigantischen und faszinierenden Guggenheim-Museum sind die modernen Bauten in der ganzen Provinz verstreut.  Die Städtchen Haro, Najera, Logrono und.. und.. stehen herausgeputzt wie junge Bräute da, die alten Strukturen vorbildlich erhalten, das Neue gefühlvoll integriert. Winzer und Konzerne haben Architekten für ihre Botegas beauftragt, dass man den Mund nicht mehr zu bekommt.
Lopez Herredia hat in Haro von Zaha Hadid2016_RiojaHadid eine metallene „Ausschank“ hinstellen lassen, die an eine schön geschwungene Karaffe erinnert. Der Konzern Domeg (allerlei Getränke vom Gin über Whisky und Mineralwasser) mit seiner Botega Ysios ein wellenförmiges Kellergebäude in die Weinlandschaft integriert, das sich so harmonisch einfügt, als würden die Ausläufer der Sierra sich mit den Rebstöcken vereinen. 2016_RiojaYsiosIn El Ciego hat ein weiterer Stararchitekt ein schrilles, buntes, leuchtendes Zeichen gesetzt. Das riesige Hotel im Areal des Rioja-Wein-Giganten Marques de Riscal hat niemand geringerer geplant und ausgeführt als Frank Gehry, der auch das Guggenheimmuseum in Bilbao als Publikumsmagnet gebaut hat. Es wirkt ein wenig hingeklotzt und zeigt, was man sich leisten kann, aber durchaus mit Stil und man freut sich über den mutigen Eingriff in die Landschaft. 2016_Rioja_HotelRiscalRioja – ein Wein- und Architektur-Juwel!
Und jetzt zum Essen: Fünf dieser top Michelin-Restaurants haben wir aufgesucht – eins davon war gut, aber eben nur das und bleibt daher unerwähnt.
Das „Los Caballero“, ein nettes kleines Restaurant in Santo Domingo de la Calzada, von Damen geführt und bekocht, besticht durch seine regionalen Produkte und der traditionellen Zubereitung, herrlich eingelegte Gemüse und originelle Zusammensetzungen wie Anchovis mit grünem Paprikaeis., Kalbsmedaillions mit Bananchips und Kirsch-Ingwer-Sauce. 2016_Rioja_santoDom_cava Mein Favorit – Schweinshaxn in Paprika-Chili-Sauce!
In Bilbao das „Amarena“ in der Altstadt (Santa Maria 18) glänzt mit wunderbaren Fischgerichten und Meeresgetier und ebenfalls in Bilbao in der Altstadt am Plaza Nueva sticht das „Victor“ hervor, im Erdgeschoss zum Platz hinaus eine Top-Pintxos-Bar und im ersten Stock ein sehr feines Restaurant mit Baskischer Küche: Ochsenschwanz in Rotweinsauce, wunderbar marinierter Seehecht oder auch einen gefüllten Tintenfisch.
Unser Höhepunkt war in San Sebastian: „Kokotxa“, nicht zu verfehlen, direkt bei der Basilica Santa Maria (Campanario 11). 2016_sanSeb_LopezChefkoch Daniel Lopez beginnt mit ganz frischen aktuellen Gemüsevarianten – vom Spargel über Karotte, Spinat und Kürbisgelee. Die wunderbaren Teigtaschen sind mit schwarzer Tintenfischpaste gefüllt und liegen im Fisch-Weißwein-Gelee, der Seehecht kommt ohne Schnickschnack puristisch und der in Folie gegarte Schweinbauch mit Riojasauce schmilzt am Gaumen! 2016_sanSeb_Teig 2016_sanSeb_SchweinOh Mann – oh Mann – oh Frau – oh Frau! Die Preise sind sehr moderat und vor allem die Flaschenweine stehen mit Preisen in den Karten, wie ich es noch nirgends gesehen habe. Dabei ist die Weinauswahl international und vielseitig – wer unbedingt will, kann einen Grünen Veltliner aus Österreich (durchaus ein renommierter Winzer mit einem Top-Wein) um 25 Euro trinken. Wir haben einen (oder mehrere) Txakolino genossen – beim Bestellen habe ich dreimal nachgefragt, ob dies eine Flasche sei – ja, es war eine 0,7 l Bouteille um sagenhafte 9,80 Euro! 2016_Rioja_Txakoli 2016_Rioja_Riscal

In Bilbao gibt es zahlreiche Hotels in der Altstadt und Neustadt, wir waren in der Altstadt direkt am Fluss gleich beim Teatro Arriaga, gute Ausgangslage, alles spielend zu Fuß zu erreichen und am Abend die Toplokale der Altstadt vor der Tür – „Petit Palace Arana“, schon etwas abgewohnt, aber großes Frühstücksbuffet.
Sehr schön, gemütlich und familiär haben wir in Orio, ganz nahe bei San Sebastian gewohnt. „Casa Rural Mailan“ – Eine private Pension mit gemütlichem Labyrinthgarten, schönen Zimmern und gutem Frühstück. Im kleinen Fischerort gibt es um den Hafen einige ganz hervorragende Pintxos-Bars, die kleinen bunt und üppig belegten Häppchen kosten meist unter 2 Euro.
Als Ausgangspunkt für Ausflüge zu den Weingütern in Rioja oder auch in die wunderschöne Kathedrale-Stadt Burgos bietet sich Santo Domingo de la Calzada an. Im ehemaligen Convento de San Francisco wurde der Parador Escuela Bernado de Fresneda eingerichtet, eine Wohlfühloase mit prunkvollen Räumen, großen Zimmern und gotischen Gewölben.
Eine Genussreise in jeder Beziehung: Kunst-Genuss – Wein-Genuss – Kulinarischer Genuss – einfach zum Wohlfühlen!